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Ehrenamtliche Mitarbeit

Das Ehrenamt im Vormarsch

Allen Klagen zum Trotz, die Zahlen der jüngsten bundesweiten Untersuchung belegen es: Das Ehrenamt ist im Vormarsch. Etwa ein Drittel aller Deutschen übt ein Ehrenamt aus und etwa noch einmal so viele können sich vorstellen, eine freiwillige Aufgabe zu übernehmen. Man darf erwarten, dass auch die ehrenamtliche Straffälligenhilfe von dieser Tendenz profitieren wird und weitere engagierte freiwillige MitarbeiterInnen zu uns stoßen werden.

Ehrenamt lohnt sich!

Dieses verantwortungsvolle Ehrenamt erfordert jedoch qualifizierte professionelle Anleitung und Betreuung. Der Aufgabenbereich "Ehrenamt" ist bisher leider am unsichersten finanziert. Nur über den personellen Ausbau der hauptamtlichen Schnittstelle zwischen Gefangenen, Bediensteten des Vollzugs und Ehrenamtlichen über die zur Zeit finanzierten 25 Wochenstunden hinaus ist eine Steigerung des ehrenamtlichen Betreuungsangebots des AK Resozialisierung für Straf- und Untersuchungsgefangene möglich. Um den ehrenamtlichen Sektor bedarfsgerecht ausbauen zu können, müssen neue Finanzquellen für Ausbildung und Begleitung der Ehrenamtlichen erschlossen werden. Neben dem humanitären Zugewinn sollte die Senkung der zu erwartenden Haft- und Sozialkosten durch sinkende Rückfälligkeit bei von uns betreuten Straftätern ein ausreichendes Argument dafür liefern.

"Eine Brücke von Drinnen nach Draußen"

Unter diesem Titel erschien in den Nürnberger Nachrichten um die Jahresmitte ein halbseitiger Artikel über unsere ehrenamtlichen Aktivisten und ihre schwierige, aber auch faszinierende Tätigkeit. Daraufhin erreichten uns über 20 Anfragen wegen ehrenamtlicher Mitarbeit. Nach sorgfältiger Auswahl blieben schließlich 10 neue Freiwillige, die von September bis Oktober 2000 am Einführungskurs für ehrenamtliche Mitarbeiter teilnahmen.
Nach einem Rückgang der Zahl der ehrenamtlichen Einzelbetreuungen von Straf- und Untersuchungsgefangenen wegen längerer Krankheit unseres hauptamtlichen Ansprechpartners für den Bereich Ehrenamt Helmuth Wurzbacher fanden seit seiner Rückkehr wieder viele Neuvermittlungen statt und bis Jahresende wurde wieder ein durchschnittlicher Betreuungsstand erreicht. Im Dezember 2000 waren im Resokreis 18 ehrenamtliche MitarbeiterInnen in der Einzel- und Gruppenbetreuung tätig. Aus der JVA Nürnberg fragten über das Jahr 42 Inhaftierte wegen einer ehrenamtlichen Kontaktperson an. Wir konnten etwa die Hälfte der Betreuungswünsche erfüllen.

Die folgende Aufstellung gibt Aufschluss über Einsatzorte und zahlenmäßigen Umfang der Betreuungen unserer ehrenamtlichen MitarbeiterInnen:

Ehrenamtliche Einzelbetreuungen 2000

Anzahl
JVA Nürnberg 28
JVA Erlangen 2
JVA Bayreuth 1
Nach Haftentlassung 4
Gesamt* 35
*) gezählt wurden Betreuungsverhältnisse, die mindestens 3 Monate andauerten

Die Freizeitgruppe des AK Resozialisierung

Die Gruppenarbeit mit Strafgefangenen wurde im üblichen Umfang fortgeführt. Die Freizeitgruppe des AK Reso traf sich im 14-tägigen Rhythmus dienstags von 18.30 Uhr bis 20 Uhr in der JVA Nürnberg und an je einem Samstag im Monat organisierten unsere MitarbeiterInnen zusammen mit Gefangenen einen achtstündigen Gruppenausgang. Bis zu vier Ehrenamtliche betreuten die Gruppe, an der durchschnittlich acht bis zehn Strafgefangene teilnahmen. In den lebhaften Diskussionen an den Gruppenabenden wurde der "Knastalltag" problematisiert und die Inhaftierten hatten Gelegenheit, sich über ihre persönlichen Probleme in der Haft auszusprechen. Auch Wohnung und Arbeit und die Frage "Wie geht es nach der Entlassung weiter?" standen regelmäßig im Mittelpunkt.
Jeder Gruppenausgang wurde ausführlich vorbesprochen. Nach dem Einkauf ging es zum gemeinsamen Frühstück im Saal des Resokreises. Einige Gefangene nutzten die Ausgänge um ein paar Stunden die Ehefrau, die Freundin oder die Kinder zur Gruppe dazu zu holen. Man spielte z.B. zusammen Minigolf oder machte ausgedehnte Stadtrundgänge. Leider blieben die Aktivitäten der Gruppe beschränkt, da die Gefangenen zum Ausgang regelmäßig nur DM 10,- Taschengeld ausgehändigt bekamen.


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