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Jahresrückblick

Das Jahr 2000 war für den Arbeitskreis Resozialisierung von Konsolidierungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen geprägt. Durch ehrenamtliches und hauptamtliches Engagement konnten die Hilfeleistungen für straffällig gewordene Menschen und deren Angehörige auch unter großem Kostendruck und schwierigen Bedingungen wieder bereitgestellt werden.

Vereinsgeschehen

Der Vorstand hat gemeinsam mit der Geschäftsleitung der Stadtmission Nürnberg an seiner zukünftigen Organisationsform gearbeitet. Bis Jahresende waren die Vereinbarungen soweit festgelegt, dass im Frühjahr 2001 in der ordentlichen Mitgliederversammlung die Umorganisation beschlossen werden konnte. In einem "Konsenspapier" wurden die Verbindlichkeiten der Geschäftsleitung der Stadtmission Nürnberg gegenüber unseren Ehrenamtlichen vertraglich festgeschrieben.
In der Gewissheit, dass die Aufgaben der Zukunft besser zu lösen sind, wenn wir näher an unseren Träger heranrücken, haben die anwesenden Mitglieder einstimmig die Auflösung des Vereins beschlossen und damit der neuen Organisationsform "Einrichtung der Stadtmission Nürnberg" zugestimmt.
Wir alle gehen davon aus, dass unsere Leistungspalette weiterhin mindestens so gut ist, wie bisher. Natürlich hoffen wir auf die Unterstützung derjenigen, die uns die Jahre vorher zur Seite gestanden sind. Dies sind unsere langjährigen Mitglieder, die uns - auch wenn sie nicht mehr ehrenamtlich aktiv sind - verbunden bleiben, unsere Sponsoren und Spender und die Richterinnen und Richter sowie Staatsanwälte, die einen Großteil unserer Arbeit mit Bußgeldzuweisungen erst ermöglichen.
Nach außen wird sich der Arbeitskreis Resozialisierung auch als Einrichtung der Stadtmission genauso weiterentwickeln und seinen Grundsätzen treu bleiben wie dies 31 Jahre lang unser Bestreben war.

Veranstaltungen

Die Fachtagung des Nürnberger Arbeitskreis Straffälligenhilfe am 6. April zum Thema "Gemeinnützige Arbeit in Bayern am Schnittpunkt von Sozialer Arbeit und Justiz", die zusammen mit der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule Nürnberg organisiert wurde, war sehr gut besucht und griff ein Thema auf, welches die kriminalpolitische Diskussion bis heute bewegt. Friedrich Leinberger hatte Gelegenheit, aus der Sicht der Einrichtungen, welche geeignete Arbeitsstellen anbieten, am Podium Stellung zu beziehen.

Am 7. und 8. April 2000 hat sich der ResoKreis mit einem Infostand an der Aktion "Mittendrin und voll daneben" rund um die Frauenkirche beteiligt. Bei dieser Gelegenheit wurden Bastelarbeiten inhaftierter Frauen der Nürnberger JVA verkauft. Der Erlös kam der zuständigen Abteilung der Frauenanstalt zu Gute.

Bei unserem alljährlichen Stand auf dem Südstadtfest, gab es diesmal bei der traditionellen Losaktion wieder Hubschrauberflüge zu gewinnen.

Rückgang der Kriminalitätsrate in Deutschland.......

(Quelle: Nürnberger Nachrichten vom 23.05.2001)

Wichtige Themen der Kriminalpolitik

Die anstehende Strafrechtsreform war bereits 2000 mit der Absicht, Gemeinnützige Arbeit als eigene Strafsanktionsform neben Geld- und Haftstrafe zu etablieren, Gegenstand der kriminalpolitischen Auseinandersetzung. Hierzu haben die großen Verbände der Straffälligenarbeit den Politikern klar gemacht: Arbeit statt Strafe ja - Arbeit als Strafe nein. Der jetzige Entwurf hat die Forderung nach eigenständiger Sanktionsform in der Art entschärft, dass Arbeit immer ein Angebot sein muss, welches auf freiwilliger Basis bei ordentlicher Absolvierung den Vollzug einer Freiheits- oder Geldstrafe aussetzt. Bayern setzt hier auf "Gefängnis light" und weniger auf eine Verringerung der Haftplätze durch Gemeinnützige Arbeit. Demnächst wird in Lichtenau eines der ersten Gefängnisse (billiger, weil weniger Betreuung und weniger Sicherheit nötig) dieser Art eröffnet. Wir dürfen gespannt sein, ob der Vollzug von Ersatzfreiheitsstrafen (bei Nicht-Zahlen-Können einer Geldstrafe) nun schneller, effizienter und erfolgversprechender (für wen?) von statten geht.

Ein weiteres wichtiges Thema war und ist der sogenannte "Elektronische Hausarrest". Seit Mai 2000 testet Hessen als erstes Bundesland diese Form des Haftersatzes. Die Meinungen hierzu gehen in der Fachwelt weit auseinander, wobei die Gegner dieser Sanktionsform diese aus sehr unterschiedlichen Gründen ablehnen ("der Sträfling sitzt zu Hause mit der Dose Bier vor dem Fernseher" oder "es ist unmenschlich, so überwacht zu werden, löst Aggressionen aus, die z.B. Angehörige im Haushalt ertragen müssen").

Viel Ärger macht die "Sammelwut" der Daten von verurteilten Straftätern, deren Speicherung oft routinemäßig genehmigt wird (Informationsdienst BAGs). Gemeint sind damit die vielen Gen-Tests, die gerade in Bayern bei allen rückfallgefährdeten Straftätern durchgeführt werden. Dieses Thema wird auch sehr kontrovers diskutiert. Während bereits Klagen vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt wurden, hören wir von vielen Gefangenen, dass sie die Erfassung ihres "genetischen Fingerabdrucks" begrüßen, da damit auch ihre Unschuld bei potentiellen Verhaftungen erwiesen werden könne.

Annahme unseres Angebots

Wie bereits die letzten Jahre, so ist auch 2000 die Gesamtzahl derjenigen, die unser Hilfeangebot in Anspruch nehmen, wieder gestiegen (um 10%). Davon wiederum ist ein Frauenanteil von fast 38% festzuhalten (3% mehr als 1999). Dies hängt direkt mit unserem Engagement in der JVA Aichach zusammen (siehe hierzu "Frauenarbeit").

Wir erhalten vermehrt Anfragen aus Bezirkskrankenhäusern und Jugendvollzugsanstalten für unser Betreutes Wohnen. Hier wird für die Zukunft eine konzeptionelle Erweiterung zu überlegen sein, gerade bzgl. Klienten aus der Forensik.
Das Platzangebot könnte möglicherweise ab 2002 von 24 auf 30 erhöht werden.

Finanzsituation

Trotz des Rückgangs von Bezuschussungen (Globalzuschuss der Landeskirche, Stadt Nürnberg Paketaktion etc.) und schwieriger Personalsituation im Betreuten Wohnen konnte durch hohes Spendenaufkommen und vermehrte Bußgeldeingänge ein positives Gesamtergebnis erzielt werden. Probleme bereitet uns immer noch die fehlende Finanzierung unserer Beratungstätigkeit sowohl in den Justizvollzugsanstalten als auch in der Anlaufstelle.

Unser Dank ...

... geht an die Richterinnen und Richter, die im Jahr 2000 unsere Arbeit mit Bußgeldzuweisungen unterstützt bzw. erst ermöglicht haben. Eine Maßnahme wie das Familienseminar könnte ohne die Zuschüsse von Justiz, Landesverband für Gefangenenfürsorge und Bewährungshilfe e.V., der Landeskirche und des Diakonischen Werks nicht durchgeführt werden. Hilfe bekamen wir auch durch die Spenden von Vereinen vor Ort, wie ResoKreis Fürth, Gefangenenhilfe Ansbach, Rotary und der Aktion "Freude für Alle" der Nürnberger Nachrichten.

Herzlichen Dank an alle diese Institutionen und Vereinigungen.


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